Akzeptanz - aber bis wohin?
- katjawelters

- 28. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einer Klientin, das mich inspiriert hat, ein paar Gedanken zum Thema Akzeptanz auf das digitale Papier zu bringen. (Selbstverständlich habe ich diesen Artikel vorher mit ihr besprochen.)
Sie erzählte mir, dass sie jemanden kennengelernt habe und schilderte, dass sie diesen Mann schon lange interessant fand – vielleicht auch ein bisschen verliebt sei. Die beiden haben sich getroffen und ein paar schöne Stunden miteinander verbracht. Sie schien sichtlich erfreut bei der Erinnerung an dieses Treffen. Ihre Augen leuchteten, und ihr Lächeln war mitreißend. Doch dann wurde es schwierig.
Alle Verabredungen nach diesem einmaligen Treffen wurden, nach ihrer Erzählung, kurzfristig von ihm abgesagt, weil immer etwas anderes dazwischenkam – und das meist nur ein paar Stunden, bevor das vereinbarte Zusammentreffen stattfinden sollte. Die Begeisterung, die noch vor wenigen Minuten zu sehen war, wich einer tiefen Traurigkeit. Sie weinte. Die Frau suchte verzweifelt nach einer Erklärung. „Was habe ich denn falsch gemacht?“, fragte sie. Auch ich fühlte mich von ihrer Traurigkeit berührt. Sie fragte weiter: „Muss ich das akzeptieren? So geht man doch nicht mit Menschen um?!“
Ein Wort hallte an dieser Stelle in mir nach: Akzeptanz! Und genau das soll hier heute das Thema sein. Was bedeutet sie eigentlich – und besonders in schmerzlichen Situationen wie in diesem Beispiel?
Einige von uns werden sicher nachvollziehen können, dass die Frau den Fehler bei sich suchen wollte. Andere werden vielleicht die Abwertung des Mannes als Ausweg verstehen. Aber ist das wirklich so einfach? Und gibt es hier überhaupt richtig oder falsch?
Zunächst einmal: Akzeptanz ist keine Pflicht. Sie ist eine innere Bereitschaft, Dinge anzunehmen, wie sie sind. Es handelt sich dabei um eine Haltung oder Einstellung, bei der eine Person eine bestimmte Situation, Meinung, Tatsache oder Gegebenheit anerkennt, ohne sie zu bewerten.
Klingt simpel – ist es aber nicht immer. Denn wenn uns unsere Emotionen aus dem Gleichgewicht bringen, navigieren wir zwischen unseren Gefühlen und der Realität. Was also tun, wenn wir uns enttäuscht fühlen? Hier ein paar Möglichkeiten:
Selbstreflexion: Welche Überzeugungen, Ängste oder auch Erwartungen liegen hinter meinen Gefühlen?
Perspektivwechsel: Was könnten die Beweggründe meines Gegenübers sein?
Realitätsbewusstsein: Manche Dinge liegen außerhalb unserer Kontrolle, und indem wir den Ist-Zustand anerkennen, können wir uns von der Illusion befreien, alles beeinflussen zu müssen.
Also auch loslassen – wie ein Blatt, das vom Wind davongetragen wird - und die eigene Energie auf das setzen, was wir kontrollieren können. Denn damit gelangen wir zurück in die Gegenwart. Das reduziert die Belastung durch Grübeln, macht uns widerstandsfähiger und fördert Gelassenheit sowie Achtsamkeit.
Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir alles hinnehmen müssen. Doch dafür, wiederum, ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und zu setzen. Und je öfter wir uns in Akzeptanz üben, desto mehr wird sie zur Gewohnheit. Neben dem eigenen Wohlbefinden verbessert sich so auch die Beziehung zu anderen. Selbstverständlich dürfen wir uns auf diesem Weg Unterstützung durch Freunde, Bücher oder auch professionelle Hilfe holen. Denn die ersten Male sind für die meisten gar nicht so leicht. Doch es ist die Übung wert!
Und mit sehr viel Mitgefühl für den Schmerz, den wir alle manchmal erleben, weil das Leben anders läuft, als wir es uns gewünscht hätten, frage ich dich: „Bei welchem Thema möchtest du dich im kommenden Jahr in Akzeptanz üben?“



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