Bis hierhin und nicht weiter!
- katjawelters

- 23. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Wie in meinen letzten beiden Blogartikeln zu lesen ist, heißt es gerade: neue Wege gehen. Aber was passiert denn nun auf so einer spannenden Reise? Dazu hole ich etwas aus und komme noch einmal zurück auf den Garten.
Ich liebe Minze! Der Geruch ist belebend, der Geschmack ist erfrischend, und zu guter Letzt hat sie wunderschöne Blüten, die auch von den Insekten in meinem Garten sehr geschätzt werden. Doch: Minze wuchert!
Alles hat angefangen mit einem kleinen Pflänzchen und heute ist es ein Meer an starken Rhizomen, die auch Pflastersteine überwuchern. Ich habe sie lange gewähren lassen, teils fasziniert von ihrer Stärke, teils nicht bewusst über die Konsequenzen. Doch dann dachte ich mir: Bis hierhin und nicht weiter! Denn so faszinierend die Pflanze auch ist – sie nimmt den anderen die Luft zum Atmen. Also: Grenzen setzen!
Wenn ich das nicht tue, dann haben die Tulpen, Dahlien, Zinnien oder welche Blume auch immer gerade versucht, ihren Raum zu finden, keinen Platz, sich zu entfalten. Und genau so ist es auch in unserem Leben. Es gibt unterschiedlichste Arten der Grenzen: körperliche, emotionale, intellektuelle, innere, äußere, die eigenen und die der anderen. Und stets heißt es: verstehen, setzen und halten. Aber auch respektieren.
Kennen und würdigen wir sie nicht, ist es schwierig, unserer eigenen Person Achtung entgegenzubringen. Das hat Auswirkungen auf unseren Selbstwert und auf unsere Beziehungen. Grenzen setzen bedeutet, sich der eigenen Bedürfnisse, Werte und Wünsche bewusst zu sein und diese klar für andere zu kommunizieren. Das bedeutet nicht, dass sich unser Gegenüber ändern oder anpassen muss - doch es bedeutet, zu entscheiden, was der eigenen Person guttut.
Ja, das kann Angst vor dem Verlust der Zugehörigkeit mit sich bringen. Denn wenn ich meine Grenze setze, darf die andere Person entscheiden, was das in ihrer Welt bedeutet. Doch das, was wir in diesem Moment erhalten, ist ein Zugewinn an Selbstwirksamkeit und Respekt vor den eigenen Bedürfnissen und der eigenen Person. Und keiner sollte uns so wichtig sein wie wir selbst.
Sicher, es ist nicht so einfach wie bei der Minze. Neben der Angst vor Ablehnung und dem Wunsch es allen recht zu machen, können wir auch unter der Unklarheit unserer eigenen Bedürfnisse leiden, weil wir es in der Kindheit vielleicht nicht gelernt haben. Doch auch hier gibt es Abhilfe. Wir können durch Selbstreflexion lernen, was unsere Werte, Wünsche und Bedürfnisse sind. Wir können lernen, „Nein“ zu sagen, um Überforderung zu vermeiden und lernen, Grenzen ohne Schuldgefühle oder Aggression zu kommunizieren.
Und wenn wir die ersten positiven Rückmeldungen von unserem Gegenüber bekommen und uns Anerkennung für unsere Grenzen entgegengebracht wird, dann stärkt das unser Selbstwertgefühl. Denn Grenzen sind ein Ausdruck der Selbstliebe und Selbstachtung.
Mit dem Vertrauen, dass mein Umfeld meine Grenzen respektiert und mich weiterhin schätzt,
frage ich dich: Wann hast du das letzte Mal gesagt "Bis hierhin und nicht weiter?"



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