Raum schaffen!
- katjawelters

- 19. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Seit Wochen jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, scheint mir mein Vorgarten entgegenzurufen: „Ich brauche deine Aufmerksamkeit!“. Bisher habe ich ihn gekonnt ignoriert. Und doch hat stets ein Teil in mir einen leichten Stich verspürt und Tag für Tag wurde der Ruf lauter. Geht es hier vielleicht um mehr?
Heute war es endlich so weit. Ich habe mich mit Gartenarbeit belohnt. Ja, in meiner Welt ist es tatsächlich eine Belohnung, mir die Hände mit Erde schmutzig zu machen und über den kühlen Herbstboden zu kriechen. Jedem das seine.
Zunächst habe ich ehr zaghaft hier und da ein paar trockene Blüten herausgeschnitten, unsicher, was ich genau für ein Ziel verfolge. Doch mit jedem Schnitt wurde ich mutiger. „Raum schaffen!“ – Plötzlich stand dieser Satz in meinem innersten Wohnzimmer. Das war es! Ja, Raum schaffen! Jeder Schnitt trug dazu bei, dass plötzlich mehr Luft zum Atmen da war und ich die jungen frischen Blätter am Boden wieder sehen konnte. Das alte Gebüsch hat diese jungen Blätter bisher gut beschützt und sie wurden noch nicht der kühlen Herbstluft ausgesetzt. Ein Teil von mir war kurz besorgt, ob diese frischen, jungen Blätter diesen Schutz nicht weiterhin benötigen. Doch dann schien mir das Bedürfnis nach Licht und frischem Wind größer. Und sind wir nicht alle resilienter als wir denken?
Manchmal schützt uns das Alte vor der kalten Luft, die uns das Leben um die Ohren bläst, doch früher oder später droht es uns vielleicht zu ersticken. Es ging um mehr als den Garten. Das war mir in diesem Moment noch klarer. Altes entfernen und Raum für Neues schaffen. Für Wachstum und für bunte Farben, die der Seele guttun. Mit jedem Schnitt fiel das Loslassen leichter und die Freude, zu entdecken, was unter der alten Schicht an trockenen Pflanzenresten verbogen war, brachte Leichtigkeit und Kraft mit sich.
Wie im Garten darf Altes, was uns in unserem Leben zu ersticken scheint, weichen, damit wir uns daran erinnern, dass an der Wurzel, tief in unserem Inneren die Kraft steckt, neu auszutreiben.
Der Garten scheint jetzt etwas kahl, doch ich habe die jungen Blätter aus der Nähe sehen können und den Duft der Blüten noch einmal beim Schneiden gerochen. All das gibt mir die Gewissheit, dass die Blüten wiederkehren werden. Leuchtender und duftender als je zuvor. Und in der Zwischenzeit tut es gut die Luft und Leichtigkeit zu betrachten, die die Gartenarbeit mit sich gebracht hat.
Nun heißt es Geduld haben. Geduld und Vertrauen, dass aus all dem Loslassen neue Wunder entstehen werden. Und mit diesem Gefühl der Leichtigkeit und des Vertrauens frage ich dich: Wann hast du das letzte Mal Raum geschaffen?



Liebe Katja,
Ich danke dir für die Wunder des Lebens, die du mit deinem Text geteilt hast.
Jetzt freue ich mich schon ein paar Pflanzen, die von meiner Haustür warten, einen neuen Raum im Garten und im Topf zu geben.
Ja auch ich tanke Kraft im Kontakt mit Erde und Pflanzen.
Als nächstes schaffe ich Raum auf meinem Schreibtisch🤩.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen frohes Schaffen
Ein wunderschöner, inspirierender Text. Vielen Dank, liebe Katja, fürs Teilen. Sobald es nicht mehr regnet, werde auch ich Raum schaffen :)