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Weiblichkeit neu entdecken -wenn das eigene Bild zerbrochen ist

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Es gibt Frauen, die leben ein inneres Unbehagen, das schwer zu beschreiben ist. Es ist kein körperlicher Mangel und keine akute Lebenskrise, sondern ein Gefühl, dass der eigene weibliche Anteil fehlt oder verschlossen scheint. Sie spüren, dass sie sich nicht authentisch weiblich erleben, ohne zu wissen, was das überhaupt bedeuten könnte. Und trotzdem ist da eine Sehnsucht – nach Nähe, nach Zärtlichkeit, nach echter Resonanz. Doch ebenso oft steht die Angst im Raum, verletzt zu werden, benutzt zu werden oder am Ende ebenso ausgeschlossen und verlassen dazustehen wie frühere Generationen von Frauen in der eigenen Familie.


Warum ist das so?


Ich denke dieser innere Konflikt ist kein individuelles Versagen. Er hat seine Wurzeln in Biografien, Familiensystemen und historisch-kulturellen Rollenbildern:

  • Generationen von Frauen lernten Weiblichkeit als Rolle, nicht als freien Ausdruck.

    Hübsch sein, anziehend wirken, funktionieren, geben, halten – selbst dann, wenn die eigenen Bedürfnisse dabei verloren gingen.

  • Mütter (und oft auch Väter) haben selten eine kraftvolle, selbstbestimmte Weiblichkeit gelebt oder weitergegeben, sondern eine angepasste, kämpfende oder resignierte – die zugleich Schutz und Grenze war.

  • Gesellschaftliche Normen verknüpfen Weiblichkeit bis heute mit emotionaler Arbeit, Dienstbarkeit oder sexueller Funktion.

  • Und schließlich: die persönlichen Erfahrungen aus Kindheit und Jugend, die einen Abdruck hinterlassen – manchmal tief.


Infolge entsteht ein innerer Automatismus. Sätze wie: „Wenn ich mich als Frau erlebe, werde ich benutzt“ oder „Wenn ich mich zeige, muss ich liefern“ wirken unterschwellig weiter. Irgendwann entsteht daraus das Gegenteil: ein defensives Muster aus Sachlichkeit, kühler Präsenz oder innerer Härte, um nicht verletzt oder reduziert zu werden. Die eigene Weiblichkeit wird dadurch unsichtbar – und oft geht das Gespür dafür verloren, wie sie sich überhaupt anfühlen könnte.


Woran erkennt frau, dass etwas fehlt?


Es ist nicht nur der Wunsch nach Partnerschaft oder Zärtlichkeit. Oft sind es feinere Regungen:

  • Das Bedürfnis nach berührbarer Intimität – ohne Bedrohung. Eine Nähe, in der sich nichts anbieten oder beweisen muss, sondern etwas empfunden werden darf.

  • Der Wunsch nach verlässlicher innerer Resonanz. Nicht nur nach freundlichen Worten, sondern nach dem Gefühl, dass jemand wirklich präsent bleibt.

  • Die Sehnsucht, als Frau ganz sein zu dürfen – mit Weichheit, mit Kraft, mit Unsicherheiten. Ohne sofort in Funktion zu geraten.


Doch oft fehlt der Zugang zum eigenen Erleben, weil Weiblichkeit innerlich abgesperrt erscheint. Vielleicht aus der Angst heraus, am Ende doch so zu enden wie frühere weibliche Bezugspersonen – gebraucht, enttäuscht, ausgebrannt.


Wohin führt das?


Die Dynamik ist subtil – und doch wirksam. Wer Weiblichkeit als riskant erlebt, bewegt sich häufig in einem inneren Schutzraum. Dort scheint es sicher. Aber auch eng. Begegnungen mit Männern, Nähe oder nur ein Hauch von Sinnlichkeit lösen dann alte Muster aus: „Ich muss funktionieren“, „Wenn ich nicht liefere, verliere ich“, „Wenn ich mich öffne, werde ich verletzt“.

Die innere Wachsamkeit bleibt aktiv – und daran orientiert sich unbewusst das eigene Verhalten. Es entstehen Rückzug, innere Anspannung oder vorschnelle Abgrenzung.

Keine klare Entscheidung, aber auch keine wirkliche Freiheit. Und es fehlt das Gefühl, ganz bei sich selbst sein zu dürfen.


Der Weg zurück zu sich selbst beginnt im Inneren


Er wächst nicht aus äußeren Bildern oder neuen Idealen. Er beginnt mit kleinen inneren Bewegungen:

1.     Spüren statt definieren. Wie reagiert dein Körper, wenn du an Weiblichkeit denkst? Wo zieht sich etwas zusammen? Wo wird etwas weit?

2.     Den inneren Wächter wahrnehmen. Vielleicht gibt es eine Stimme, die sagt: „Wenn du dich zeigst, wirst du benutzt.“ Sie darf da sein. Aber sie muss nicht länger alles bestimmen.

3.     Die eigene Form von Weiblichkeit entdecken. Nicht als Klischee, sondern als innere Qualität. Vielleicht weich und dennoch stark. Vielleicht ruhig und gleichzeitig lebendig. Vielleicht leise, aber tief. Oder temperamentvoll, klar und präsent. Was zählt, ist, dass sie dir gehört – jenseits von Dresscode und Erwartung.


Warum das wichtig ist


Weiblichkeit jenseits von Rollen und Erwartungen ist kein Luxus!

Sie ist eine Form von Selbstbeziehung. Sie ist ein Weg, dich selbst zu wählen. Nicht, weil du schön bist, nicht, weil du gebraucht wirst – sondern weil du echt bist.

Und viele Frauen spüren diesen Wunsch in sich, auch wenn er lange verschüttet war. Wenn du dich hier wiederfindest, bist du nicht allein. Der Weg beginnt nicht mit einem Ideal. Er beginnt mit einem einfachen Ja zu dir selbst – unabhängig davon, wie andere dich sehen.

 

 

 
 
 

2 Kommentare

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JayJay
29. Juli
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Danke für diese wertvollen Gedanken zu diesem so wichtigen Thema!

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katjawelters
katjawelters
30. Juli
Antwort an

Ich bin ganz bei dir. Danke für deinen Kommentar und die Wertschätzung.

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