Wenn plötzlich der Tod anklopft - oder alles ist vergänglich, es bleibt der Schmerz
- katjawelters

- 22. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Ein leiser Vorhang:
Nicht jeder Text ist für jede Zeit.
Die nächsten Zeilen sprechen mit dem Tod.
Und vielleicht auch mit deiner Wunde.
Wenn du heute lieber still bleiben willst – dann darfst du das.
Manches braucht noch Zeit.
Wenn du selbst gerade trauerst, lies bitte nur weiter, wenn du dich sicher fühlst.
Die letzten Tage waren für mich eine eindringliche Erinnerung an unsere Vergänglichkeit. Gefühlt häuften sich plötzlich die Nachrichten von Todesfällen – und mit jeder weiteren wurde es schwerer. Es waren erschütternde Nachrichten. Tief berührende. Und alles begleitet von einem Gefühl der Machtlosigkeit.
Denn nichts kann in diesen Momenten den Schmerz aufwiegen, den ein Verlust ins Leben eines Menschen reißt. So unfair erschien mir das alles – und so hilflos stand ich da.
Auch während ich diese Zeilen schreibe, fühlt es sich an, als stünde manchmal einfach alles still. Denn es gibt keinen Sinn.
Ich: Was willst du eigentlich hier?
Der Tod: Nur erinnern.
Ich: An was denn?
Der Tod: Dass nichts ewig ist. Und genau deshalb kostbar.
Ich: Ach, hör auf! Du machst mich wütend!
Der Tod: Ich verstehe.
Ich löse oft Wut aus.
Weil ich nehme, was geliebt wird.
Weil ich erscheine, ohne gefragt zu werden.
Weil ich nicht verhandle.
Doch deine Wut ist kein Zeichen von Schwäche.
Sie ist ein Ausdruck deiner Liebe.
Deiner Ohnmacht.
Deines Widerstands gegen das Unvermeidliche.
Ich halte das aus.
Ich bleibe trotzdem hier.
Nicht als Feind – sondern als Erinnerung.
Daran, wie kostbar alles ist, was du noch hast.
Ich: Das sind schöne Worte, doch ich verstehe dich nicht! Du bist nicht fair!
Der Tod: Ich weiß, dass ich dir nicht fair erscheine.
Ich komme ohne zu fragen, oft zu früh, manchmal zu spät.
Ich mache keinen Unterschied zwischen gut und böse, jung und alt, bereit und unvorbereitet.
Und doch – ich bin kein Urteil.
Ich bin keine Strafe, keine Rache, keine Sinnlosigkeit.
Ich bin nur ein Teil des Ganzen.
So wie die Dunkelheit zur Nacht gehört.
So wie der letzte Takt zur Melodie.
Du musst mich nicht mögen.
Aber vielleicht – irgendwann – wirst du spüren, dass ich nicht nur nehme.
Manchmal lasse ich auch etwas zurück:
Dankbarkeit.
Tiefe.
Verbindung.
Den Mut, das Leben jetzt zu lieben – gerade weil es endlich ist.
Ich: Du hast mir das Teuerste genommen, was es für mich geben konnte – und gibst manchen nicht einmal die Chance, das Leben überhaupt zu beginnen!
Der Tod: Ich verstehe dich.
Ich bin unerbittlich.
Ich hinterlasse keinen Trost und mache keine Tauschgeschäfte.
Nicht einmal Worte kann ich dir geben, die das lindern, was dich zerreißt.
Es gibt kein „Drüber hinweg“.
Doch es gibt Erinnerung.
Ich weiß, es schmerzt dich so sehr.
Es scheint dir gerade unmöglich.
Doch Erinnerung ist es, die in allem lebt, was noch da ist.
Zärtlich und wahrhaftig.
Nicht gleich. Nicht fair.
Doch vielleicht – eine Aufgabe.
Ich: Deine Worte klingen schwer, und doch irgendwie … ehrlich. Erinnerung als Aufgabe – das fühlt sich manchmal wie eine Bürde an.
Wie soll ich loslassen und weiterleben, wenn mein Herz sich weigert, dich zu akzeptieren? Wie finde ich den Weg durch die Leere, wenn alles, was war, zerbrochen scheint?
Der Tod: Loslassen heißt nicht vergessen.
Es heißt, die Liebe anders zu tragen –In der Stille, im Atem, in den Geschichten, die bleiben.
Du musst nicht „weiterleben“ im Sinne von vergessen oder ersetzen.
Es geht darum, deinen eigenen Rhythmus zu finden –Zwischen Trauer und Hoffnung.
Zwischen Abschied und Neubeginn.
Ich bin nicht das Ende, sondern Teil eines Wandels.
Ein Wandel, der Raum schafft für neues Leben, auch wenn dein Herz es jetzt kaum glauben mag.
Erlaube dir zu fühlen, zu klagen, zu zweifeln.
Deine Trauer ist ein Zeichen deiner Liebe –und in ihr liegt auch die Kraft, Schritt für Schritt weiterzugehen.
Nicht allein.
Denn Erinnerung verbindet.
Trägt.
Hält dich.
Gibt dir Zeit.
Sei wütend.
Du darfst schreien.
Du darfst weinen.
Du darfst schweigen vor Fassungslosigkeit.
Und du darfst mich hassen.
Und du darfst das, was ich dir genommen habe, in jedem deiner Tage spüren.
Du darfst dir ausmalen, wie es gewesen wäre.
Doch lebe!
Denn kaum etwas steht mehr im Gegensatz zu dem, was ich genommen habe.
Lebe! Jeden Tag. Jede Minute. Jede Sekunde.
Nicht nur für dich –sondern auch für die, denen ich die Chance genommen habe.
Trage ihre Spuren weiter.
Fühle für sie.
Lass sie durch dich weiterleben.
Vielleicht ist das die einzige Form, das Unaussprechliche zu würdigen:
Mit Leben zu antworten, wo ich so herzlos genommen habe.



Habe es eben gelesen, heule wie ein Schlosshund und doch tut es gut, DAS zu lesen 🥹