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Wer immer wieder das Gleiche tut…


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Es gibt die Behauptung, Albert Einstein habe gesagt: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Oder in einer anderen Version: „Wer dreimal das Gleiche tut und ein anderes Ergebnis erwartet, ist selbst schuld.“

Ob dieses Zitat tatsächlich von Einstein stammt, sei dahingestellt – für den Kern der Aussage spielt das keine große Rolle.


Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ich gebe Natron in Essig – und es schäumt. Immer. Das überrascht niemanden. Denn Essig bleibt Essig, Natron bleibt Natron, und solange ich an der chemischen Reaktion nichts ändere, bleibt das Ergebnis gleich. Doch ist es wirklich Wahnsinn, wenn ich es trotzdem weiter versuche?


Und was, wenn wir dieses Prinzip auf unser eigenes Verhalten in Beziehungen anwenden?


Hier ein paar mögliche Beispiele:

Eine Mutter bittet ihren Sohn immer wieder, offener zu sein und mehr über sein Leben zu erzählen – doch er bleibt verschlossen.

Eine Frau lebt mit ihrem Ex-Partner zusammen, der sie schlecht behandelt, sie beschimpft und ausnutzt – und doch gibt sie ihm immer wieder Geld, hofft auf einen Wandel, klammert sich an die Möglichkeit einer anderen Zukunft.

Ein Mann lernt eine Frau kennen, die ihn fasziniert, doch bei sechs Verabredungen sagt sie jedes Mal kurz vorher ab. Trotzdem sucht sie immer wieder seine Nähe – und er lässt es zu, hofft, dass sich ihr Verhalten irgendwann ändert.


In all diesen Situationen gibt es einen gemeinsamen Nenner: Die Hoffnung darauf, dass der andere sich verändert – obwohl er es bisher nicht getan hat.


Natürlich sind Menschen keine chemischen Substanzen. Wir sind zu Veränderung fähig. Doch wir wissen auch, wie schwer das ist – selbst dann, wenn der Wunsch zur Veränderung von uns selbst kommt. Und wenn er von außen an uns herangetragen wird? Dann ist die Wahrscheinlichkeit oft noch geringer, dass sich etwas ändert.


Wann beginnen wir, uns selbst zu verändern?


Und doch: Wir halten fest. Wir investieren Energie. Wir lassen uns immer wieder verletzen. Warum? Vielleicht, weil es weniger schmerzhaft erscheint, auf eine Veränderung beim anderen zu hoffen, als selbst die Konsequenzen zu ziehen. Doch während wir warten, leiden wir weiter.

Wir könnten – um im Bild zu bleiben – das Natron ersetzen. Anstatt immer wieder auf dasselbe Muster zu setzen, könnten wir bewusst etwas verändern: unsere Erwartungen, unsere Reaktionen, unsere Grenzen. Wir könnten akzeptieren, dass die Person gegenüber eben nicht der Mensch ist, den wir uns wünschen – und daraus Konsequenzen ziehen.


Ja, das ist schwer. Vielleicht sogar schmerzhaft. Doch die Frage ist: Was brauche ich, um diesen Schmerz zu integrieren und meine Selbstwirksamkeit wiederzuerlangen? Denn am Ende liegt es nicht in unserer Macht, den anderen zu verändern. Aber wir können entscheiden, wie lange wir bereit sind, das gleiche Experiment zu wiederholen – in der Hoffnung, dass es irgendwann ein anderes Ergebnis bringt.


So bleibt die Frage: Wann hören wir auf, Essig und Natron zu mischen – und beginnen, eine neue Formel für unser eigenes Glück zu finden?

 
 
 

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